see am gaus
Vom Garten zum Park
ein klassischer Garten mit See und kleinem Boot
Anfang der 1990er-Jahre durften wir im Nordwesten Ulms ein außergewöhnliches privates Gartenprojekt realisieren. Dieser Garten mit einer Grundfläche von über 2000 Quadratmetern wurde vom Ostfilderner Landschaftsarchitekturbüro Gesswein. Henkel. Partner geplant. Das abschüssige Grundstück mit einem Höhenunterschied von gut 7 Metern sollte möglichst eben und ruhig modelliert werden und ohne wahrnehmbare Mauern auskommen: Sowohl aus planerischer wie auch bautechnischer Sicht eine echte Herausforderung für alle Beteiligten. Der Entwurf sah auf Wunsch der Bauherrin einen über 300 Quadratmeter großen See als zentralen Punkt des Gartens vor. Durch die große Wasserfläche erhält der Garten eine enorme optische Tiefe. Von der Seeterrasse aus, die zu einem Drittel in die Wasserfläche ragt, hat man einen wunderbaren Blick über das gesamte Areal. Für Leben im und am See sorgt ein Wasserfall, der über zwei Stufen aus einer Höhe von 2,5 Metern über Felsplatten in den See fällt. Ein kleines Ruderboot aus Mahagoni – von einem Bootsbauer am Ammersee gebaut – wurde zur Garteneinweihung zu Wasser gelassen. Es wird an Wochenenden und lauen Sommerabenden für Rudertouren auf dem eigenen See am Haus genutzt.
Geschickte Modellierung
Lässt man den Blick über die großen Rasenflächen schweifen, fallen wegen der geschickten Modellierung des Geländes, bei der über 1000 Kubikmeter Erdreich bewegt wurden, die großen Höhenunterschiede, kaum auf. Die Materialien – Muschelkalk für Stufen und Mauern, Mosaikpflaster aus Granit für die Wege sowie große polygonale Felsanschnitte für die Randterrassen am Teich – tragen zum harmonischen und ausgewogenen Gesamteindruck bei. Exakte Zuschnitte und die Fugen der Bodenbeläge orientieren sich dabei an den Rundungen und Formen des Wohnhauses und unterstützen so die außergewöhnliche Architektur. Ein weiterer eindrucksvoller Gartenbereich ist der Rosengarten, der auch eine Orangerie beherbergt. Für ihn wurde sogenannter „Haddonstone“, ein sandsteinähnliches Material aus England, verbaut. Balustraden, Einfassungen und Säulen geben diesem Gartenbereich ein ganz eigenes, klassisches Flair. Dieser Gartenteil war ein ganz besonderes Anliegen der rosenliebenden Bauherrin. Die hausnahen Terrassen teilen sich in zwei Bereiche:Eine Küchenterrasse, auf der sich eine geräumige Outdoor-Küche und ein wunderschöner Essplatz befinden, und die große Hauptterrasse, von der aus man über eine große Freitreppe in den unteren Garten gelangt. Sie dient zum Entspannen auf dem Liegestuhl oder zur Bewirtung von Gästen bei Festen und Empfängen.
Prägende Gehölze
Der Bau- und Hausherr ließ es sich nicht nehmen, die Pflanzen für den Garten persönlich zusammen mit dem Planer in den Baumschulen auszusuchen. So fand auch eine 14 Meter hohe Flügelnuss (Pterocarya fraxinifolia) einen neuen Standort direkt am Ufer neben der Seeterrasse. Vor dem Transport wurde der 5 Tonnen schwere Baum über einen Zeitraum von mehreren Wochen auf eine Breite von 3,5 Metern zusammengebunden. Diese Maßnahme war notwendig, da der Baum auf einem Sattelzug transportiert werden musste. Damit die Äste nicht brechen, wird das Aufbinden über einen Zeitraum von mehreren Wochen verteilt. Mit einem Schwerlastkran wurde der Baum dann auf der Baustelle in das vorbereitete Pflanzloch gesetzt. Weitere Solitärgehölze sind ein bei der Pflanzung über 60 Jahre alter Eisenholzbaum (Parrotia persica) sowie drei große Felsenbirnen (Amelanchier lamarckii) mit schirmförmig gezogenen Kronen, die den räumlichen Abschluss über den Wasserflächen bilden. Entstanden ist ein großer, parkähnlicher Garten, der uns in seiner Gesamtheit und den vielen Details sowie der Logistik vor viele Herausforderungen stellte. Nach einer Gestaltungs- und Bauzeit von fast zwei Jahren, die gemeinsam mit dem Landschaftsarchitekten Thorsten Gesswein und dessen Projektleiter Thomas Gnädiger wie im Flug verging, war uns klar: „Genau diese Art von herausfordernden und individuellen Projekten möchten wir auch in der Zukunft entwickeln und bauen!“
Landschaftsarchitekten:
Gesswein. Henkel. Partner / Ostfildern